Deine Gefährtinnen planen eine gewöhnliche Laufbahn als Medizinfrau, Händlerin oder Rockstar – aber Du willst mehr: Du träumst von einem Leben als Ritterin, denn es dürstet Dich nach Abenteuern und großer Ehre.
Doch wie immer, wenn frau sich etwas wünscht, sind die üblichen Spielverderber zur Stelle und mahnen: „Ihr seid eine recht alberne Maid! Tötet sogleich Eure Träume, denn die Ritterschaft ist allein dem männlichen Geschlechte vorbehalten.“
Wir raten: Verschließe Deine Ohren und höre nicht auf derlei dummes Geschwätz!
Denn in unserer Ritterschaft ist Raum für wackere Kämpfer und Kämpferinnen aller Geschlechter. Allein Deine Meisterschaft, Dein Siegeshunger und Deine edle Gesinnung entscheiden darüber, ob Du das Zeug zur Ritterin hast!
„Nun gut“, mögen die Besserwisser einwenden, „so sei es denn. Das dritte Millennium ist eine gar wirre Zeit, in der selbst Frauen in den Ritterstand erhoben werden. Im ersten Millennium hingegen wäre derlei gewiss undenkbar gewesen.“ Und wieder gehen die Herrschaften fehl. Zwar ist es wahr, dass den meisten Frauen eine ritterliche Laufbahn verwehrt war. Doch auch im Mittelalter gab es vortreffliche Kriegerinnen und Ritterinnen. Lass uns den Frauentag nutzen, um mehr über sie zu erfahren!
Jeanne D’Arc
Sicher kennst Du schon die Geschichte vom Bauernmädchen Jeanne D’Arc (1412-1431). Während des Hundertjährigen Krieges hob die kaum Siebzehnjährige eine Armee aus und führte sie erfolgreich gegen die Engländer. Damit verhalf sie dem späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über England und Burgund und bewirkte, dass die Engländer die Belagerung von Orléans aufgaben – ein erstaunlicher Erfolg! Doch 1430 wendete sich das Blatt: Die Franzosen unterlagen in der Schlacht bei Compiègne und Jeanne wurde von den feindlichen Heeren gefangengenommen. Ein geistliches englisches Gericht verurteilte sie wegen Hexerei. Am 30. Mai endete ihr kurzes, heldenhaftes Leben auf dem Scheiterhaufen. Dennoch verehren die Franzosen Jeanne D’Arc bis heute als ihre Nationalheldin. Und die Kirche, die sie zunächst verdammte, revidierte ihr Urteil später. Anno Domini 1920 sprach sie Jeanne D’Arc sogar heilig.
Heilig oder nicht: Jeanne D’Arc blieb die Ritterschaft zeitlebens verwehrt. Doch es gab durchaus Ritterinnen im mittelalterlichen Europa:
Ritterinnen
Viele Ritterorden nahmen Frauen auf. Der Hosenbandorden, der exklusivste aller britischen Orden, erhob zwischen 1358 und 1488 stolze 68 Frauen in den Ritterstand. Der Deutsche Orden akzeptierte Frauen als sogenannte Consorores (Mitschwestern) – und Ähnliches galt für viele weitere Orden. Zugegeben: Nicht jede Ritterin war auch eine berittene Kämpferin, manch eine erhielt den Titel lediglich als Gattin eines Ritters oder als Mitglied einer königlichen Familie. Doch es gab auch „echte“ Ritterinnen. Das mittelalterliche Französisch kannte einen eigenen Ausdruck für sie, es bezeichnete sie als „chevaleresse“ – im Unterschied zur „chevalière“ (der Gemahlin eines Ritters).
Orden del Hacha
In Spanien gab es sogar einen Ritterorden, der gänzlich aus Frauen bestand
Der Orden der Damen von der Axt (span. Orden del Hacha) entstand im elften Jahrhundert, und das kam so: Im Zuge der Reconquista, besetzten maurische Krieger die Stadt Tortosa. Die Männer Tortosas kämpften gerade andernorts, die Frauen hingegen legten Männerkleidung an, bewaffneten sich mit Äxten und verteidigten heldinnenhaft ihre Stadt Es gelang: Sie schlugen die Besatzer in die Flucht.
Voll Dankbarkeit ehrte Graf Raimund von Barcelona diese mutigen Kriegerinnen. Im Jahre 1149 ernannte er sie zu Ritterinnen und gründete für sie den Orden del Hacha – mit einer karminroten Axt als Ordenszeichen.
Und Du?
Du siehst, es gibt eine Tradition des weiblichen Rittertums, die weit ins Mittelalter zurückreicht. Dennoch war es nie so einfach wie heute, Deinen Traum vom ritterlichen Leben zu verwirklichen, denn just in diesem Moment sind wir auf der Suche nach wackeren Mitstreiterinnen, die das Zeug zur Ritterin haben. Also sende uns eine Eule, berichte uns, welche Waffen Du zu führen weißt und erkämpfe Dir Deinen Platz in unserer Burg!